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Demenz - eine Herausforderung für Angehörige

Mit zunehmendem Alter ist der Verlust von Gehirnzellen an sich ein natürlicher Vorgang. Bei einer Demenz läuft dieser jedoch rascher als normal ab. Grund dafür sind krankhafte Prozesse im Gehirn. Es kommt unter anderem zu Vergesslichkeit sowie zu einer fortschreitenden Beeinträchtigung wichtiger Gehirnfunktionen. Betroffene werden immer weniger selbstständig und es fällt ihnen schwer den Alltag zu bewältigen. Zusätzlich können sich schwierige Verhaltensweisen entwickeln. Auch die emotionalen und sozialen Fähigkeiten werden gestört.

Für pflegende Angehörige oder betreuende Personen erfordert dies viel Einfühlungsvermögen, Geduld, aber auch Wissen über den richtigen Umgang mit Erkrankten. Es ist möglich mit gezielten Behandlungen, speziellen Trainings und individueller Betreuung die Entwicklung einer Demenzerkrankung zu verlangsamen, um somit die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Definition

Als Demenz bezeichnet man ein neurologisches Krankheitsbild, das durch den progredienten Verlust kognitiver Fähigkeiten gekennzeichnet ist. In späteren Krankheitsstadien kommt es in der Folge zu einem Verlust der Alltagskompetenz und zu einem Persönlichkeitszerfall. Demenz ist in höherem Lebensalter die häufigste Ursache der Pflegebedürftigkeit. Das entsprechende Adjektiv ist dementiell bzw. demenziell.

Unterschieden wird zwischen primärer Demenz als eigenständige Erkrankung (z.B.: Alzheimer-Krankheit) und sekundärer Demenz. Letztere entsteht infolge einer anderen (neurologischen) Erkrankung (z.B.: Parkinson-Syndrom oder Korsakow-Syndrom). Außerdem gibt es auch noch Mischformen von Demenz wie z.B. eine Kombination von vaskulärer Demenz und Alzheimer.

Ursachen
Die Ursachen sind bis heute nicht geklärt. Es sind jedoch einige Risikofaktoren bekannt. Zum einen begünstigt besonders ein hohes Lebensalter Demenz und zum anderen ein niedriges Bildungsniveau. Außerdem sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Es erkranken darüber hinaus häufiger alleinlebende Menschen und Menschen mit wenig sozialen Kontakten. Krankheiten wie Adipositas, Hypertonie, Diabetes mellitus, Niereninsuffizient oder Schlaganfall erhöhen das Risiko zusätzlich.

Formen der Demenz

Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Varianten der Krankheit.

Alzheimer-Krankheit

Die Alzheimer Krankheit ist eine Erkrankung des Gehirns, bei welcher sich das Gehirn durch den Abbau von Gewebe (Nerven) stark verändert. Die Krankheit geht mit einer außergewöhnlich hohen Anzahl von Eiweißablagerungen im Gehirn einher. Die Veränderung des Gehirns haben eine Verschlechterung der Erinnerung, der geistigen Fähigkeiten wie auch der Sprache zur Folge.

Der erste Fall der Krankheit wurde im Jahr 1902 vom deutschen Psychiater Alois Alzheimer beschrieben. Die genaue Ursache dieses Vorgangs ist noch immer nicht bekannt. Die Alzheimer- Erkrankung tritt am häufigsten bei Personen über dem 65. Lebensjahr auf und ist für ungefähr 60% der Demenzerkrankungen weltweit verantwortlich.

Morbus Pick (Frontotemporale Demenz)

Diese Demenzform entsteht durch Veränderung des Gewebes (Nerven) im Stirnhirn. Deshalb wird diese Form auch Stirnhirn-Demenz genannt. Hier kommt es bei Betroffenen vor allem zu Persönlichkeits- und Verhaltensauffälligkeiten. Typische Symptome sind u.a. aggressives Verhalten, Teilnahmslosigkeit, sexuelle Enthemmung oder maßlose Ernährung.

Lewy-Körperchen-Demenz oder Lewy-Body-Demenz

Durch die Veränderung bestimmter Hirnzellen (Lewy-Körperchen) entsteht diese Form der Demenz. Diese Demenzform ähnelt der Alzheimer-Krankheit sehr stark und ist deshalb sehr schwer von ihr zu unterscheiden. Kennzeichnend für diese Erkrankung sind starke Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit wie auch der Aufmerksamkeit. Oft treten optische Halluzinationen auf, die sehr detailreich sein können. Zusätzlich können leichte Parkinsonsymptome auftreten.  

Parkinson-Krankheit

Die Parkinson-Krankheit (auch „Schüttel-/Zitterlähmung) ist eine langsam, schleichend und über viele Jahre fortschreitende Erkrankung bestimmter Regionen im Gehirn. Durch den Niedergang von Nervenzellen kommt es zur Verlangsamung der Denkabläufe. Bei ca. einem Drittel der Erkrankten kann es im späteren Stadium zusätzlich zu einer Demenz kommen. In den Anfangsphasen sind die Betroffenen meist geistig klar und voll orientiert. Aufgrund allgemeiner Verlangsamung und motorischer Einschränkungen (starre Mimik) wirken manche Patienten geistig eingeschränkt.

Korsakow-Syndrom

Hier ist die häufigste Ursache ein jahrelanger übermäßiger Alkoholkonsum. Das Korsakow-Syndrom ist Ausdruck einer schweren, chronischen Schädigung des Gehirns. Es sind vor allem jene Hirnregionen betroffen, welche für die Gedächtnisbildung und die Regulierung der Emotionen zuständig sind. Viele Betroffene sind in ihrer Sozialkompetenz und Alltagsführung stark eingeschränkt. Betroffene verlieren die Fähigkeit neue Informationen zu speichern und versuchen entstehende Gedächtnislücken mit frei erfundenen Geschichten zu füllen. Vielen Erkrankten ist dies jedoch nicht bewusst, so dass es sich nicht um bewusstes Täuschen oder Lügen handelt.

Vaskuläre Demenz (VAD)

Als Folge von Durchblutungsstörungen kommt es im Gehirn zum Absterben von Nervenzellen. Je nach Ausmaß der Durchblutungsstörung prägt sich die Demenz unterschiedlich stark aus. Gefäßverkalkungen, Herz- und Hirninfarkt sind der Grund für eine mangelhafte Blutversorgung des Gehirns. Der Beginn der vaskulären Demenz ist oft schleichend und schwer von der Alzheimer-Krankheit zu unterscheiden. Die Symptome sind jedoch anders. Bei der vaskulären Demenz stehen eine Verlangsamung, Denkschwierigkeiten oder Stimmungsschwankungen im Vordergrund. Eine Vorbeugung dieser Form der Demenz ist durch rechtzeitige Behandlung der Risikofaktoren möglich.

Sekundäre Demenzformen

Hier tritt die Demenz als Folge einer anderen Grunderkrankung auf. Diese können u.a. Stoffwechselerkrankungen, Vergiftungserscheinungen durch Medikamentenmissbrauch, Vitaminmangelzustände oder auch Depressionen sein. Ebenfalls können Hirntumore oder Hirngeschwulste für demenzielle Symptome verantwortlich sein. In manchen Fällen ist eine Rückbildung der Demenzsymptomatik möglich. Außerdem sind diese Grunderkrankungen zumindest zum Teil behandelbar.

Stadien der Demenz

Um das Stadium oder den Schweregrad einer Demenz einzuschätzen wird das weltweit häufigste Verfahren MMSE (Mini-Mental State Examination) verwendet. Zusätzlich dient auch die klinische Symptomatik als Hilfe. Grundsätzlich wird die Demenz in drei Schweregrade eingeteilt.

leichte Demenz mittelschwere Demenz schwere Demenz
Kognitive Beeinträchtigung Komplexe tägliche Aufgaben können nicht mehr ausgeführt werden. Einfache Tätigkeiten können selbstständig ausgeführt werden. Komplexe Tätigkeiten können nicht mehr vollständig oder angemessen ausgeführt werden. Gedankengänge können nicht mehr nachvollziehbar kommuniziert werden.
Lebensführung Die selbstständige Lebensführung wird zwar beeinflusst, ein unabhängiges Leben ist aber möglich. Ein unabhängiges Leben ist nicht mehr möglich. Betroffene sind auf fremde Hilfe angewiesen, eine selbstständige Lebensführung ist teilweise noch möglich. Es ist keine unabhängige und selbstständige Lebensführung möglich.
Häufige affektive Störungen Depression, Antriebsmangel, Reizbarkeit, Stimmungsschwankung Unruhe, psychotische Störungen, aggressive Verhaltensweisen, Schreien, gestörter Tag-Nacht-Rhythmus, Nesteln Unruhe, psychotische Störungen, aggressive Verhaltensweisen, Schreien, gestörter Tag-Nacht-Rhythmus, Nesteln
Benötigte Hilfe Fallweise nötig Ist notwendig, jedoch keine 24h Betreuung oder Beaufsichtigung Dauerhafte Betreuung und Beaufsichtigung sind notwendig.

Endphase

In der Endphase sind die Erkrankten im sogenannten embryonalen Stadium. Die Betroffenen sind dann bettlägerig und bedürfen palliativer Versorgung.

Behandlung und Therapie

Die Ursache der Demenzerkrankung kann mit Medikamenten nicht behoben werden. Aktuell stehen nur Medikamente zur Verfügung, welche die Syptome lindern und die Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten hinauszögern. Es sind aber derzeit Arzneimittel in Entwicklung, die das Absterben von Nervenzellen verhindern sollen.

Bei der medikamentösen Therapie der Alzheimer-Demenz finden unterschiedliche Wirkstoffgruppen Anwendung. Einsatz kommen Acetylcholinesterase-Hemmer, NMDA-Antagonist Memantin, Antidepressiva und Neuroleptika.

Je nach Krankheitsbild und Schweregrad der Demenz werden individuell gestaltete, nicht medikamentöse Therapien angewendet. Darunter gibt es die Verhaltenstherapie, kognitives Training, autobiografische Arbeit, Musiktherapie, Realitätsorientierung und Milieutherapie sowie die Ergotherapie.

Einer Demenz vorbeugen kann man möglicherweise, indem man die beeinflussbaren Risikofaktoren senkt. Bei Menschen, die sich regelmäßig bewegen und ein aktives geistiges und soziales Leben führen, tritt die Demenzerkrankung seltener auf. Geistig aktiv zu bleiben kann nicht nur den Verlauf einer Erkrankung verlangsamen, sondern auch das Erkrankungsrisiko senken. Weiter sind Rauchen oder Fettleibigkeit Risikofaktoren.

Wichtige Tipps im Umgang mit Demenzerkrankten

  1. Informiere dich über die Krankheit und über Hilfen - Du musst wissen, welches Verhalten Folge der Krankheit ist, für die der Betroffene nichts kann.
  2. Behalte wichtige Gewohnheiten und Tagesabläufe bei
  3. Schäme dich nicht, nimm Hilfe an
  4. Zeige deine Zuneigung und gehe auf die Gefühle des Betroffenen ein
  5. Versuche immer ruhig, geduldig und freundlich zu bleiben
  6. Sprich langsam, klar und in kurzen Sätzen
  7. Stelle dich auf die Vergesslichkeit ein
  8. Nutze die vorhandenen Fähigkeiten/Möglichkeiten
  9. Konfrontiere den Betroffenen nicht mit seinem Versagen
  10. „Die Würde des Menschen ist unantastbar!“  

Kommunikation mit Demenzkranken

Du solltest eine möglichst einfache Sprache im Umgang mit Demenzerkrankten verwenden. Komplexe Sätze und Metaphern, Sarkasmus und Ironie werden nicht oder nur sehr schwer verstanden. Dabei solltest du wichtige Informationen oft wiederholen und immer eine gleiche Formulierung verwendet.

Richtiges Fragen stellt zudem eine wichtige Basis für die Kommunikation dar. Versuche vorwiegend Ja-Nein- Fragen und Fragen mit wenigen Alternativen zu verwenden. Zum Beispiel: „Geht es dir gut?“ anstatt von „Wie geht es dir?“.

Lass deinem Gegenüber genügend Zeit. Menschen mit Demenz fällt es sehr schwer die richtigen Worte zu finden. Somit kann es etwas länger dauern, bis die Betroffenen ihre gewünschte Antwort gefunden haben.

Ganz wichtig ist auch die Demenz-Erkrankten zu loben, denn dies sorgt für gute Laune. Anders wiederum sollte man Kritik, Korrekturen, Diskussionen oder Vorwürfe meiden. Diese erzielen keinen positiven Effekt, im Gegenteil bringen sie die Betroffenen oft in Verlegenheit oder frustrieren sie. Äußert der Erkrankte Ängste, sollten diese auf jeden Fall ernst genommen werden!

Zusätzlich sollte auch immer eine deutliche Körpersprache verwendet werden. Prägnante Mimik und Gestik erleichtern das Verständnis beim Gegenüber. Halte auch gerne Blickkontakt, wenn du mit einem Demenz-Erkrankten sprichst. So vermittelst du Wertschätzung und Respekt.

Aggressives Verhalten bei Demenz

Da Demenz-Erkrankte nicht mehr alle Abläufe verstehen, sind sie oft überfordert. Somit erleben Betroffene ihren Alltag häufig als konfliktreich oder gar bedrohlich. Dies führt zu aggressivem Verhalten, da sie Ängste oder Frust nur schwer in Worte fassen können.

In späteren Stadien der Erkrankung sinkt auch die Hemmschwelle und Selbstkontrolle. So kann es vorkommen, dass die Betroffenen handgreiflich werden. Als pflegende Angehörige kann man dem jedoch vorbeugen.

  • Lerne Warnsignale oder Auslöser. Dies können zum Beispiel grelles Licht, Lärm oder laute Stimmen sein.
  • Vereinfache den Alltag, um Überforderung zu vermeiden
  • Vermittle Sicherheit, indem du Augenkontakt hältst
  • Räume bei außerordentlichen Tätigkeiten wie Arztbesuche genügend Zeit ein.

Falls es dennoch mal dazu kommen sollte, dass der Betroffene aggressiv reagiert, sollten keine Strafen drohen. Weder körperlich noch mit verweigern einer geliebten Sache. Versuche den Erkrankten mit Dingen, die er gerne mag, auf andere Gedanken zu bringen. Verstärkt oder häuft sich das aggressive Verhalten, besprich dies bitte mit einem Arzt/einer Ärztin.

Beschäftigung mit Demenzerkrankten

Eine Beschäftigung mit Demenzerkrankten hat viele Vorteile. Sie schützt vor Einsamkeit, gibt Struktur im Alltag, trainiert noch vorhandene Fähigkeiten oder reaktiviert vertraute Handlungen, sorgt für gute Laune und stärkt das Selbstvertrauen. Vorsicht jedoch vor Überforderung!

Beispiele für eine großartige Beschäftigung:

  1. Malen und basteln, handwerkliche Arbeiten, Gartenarbeiten, Wäsche zusammenlegen, Knöpfe sortieren, Kartoffel schälen, Perlen auffädeln...
  2. Kochen und backen
  3. Spaziergänge oder Ausflüge
  4. Lesen und vorlesen
  5. Erinnerungsalben anfertigen
  6. Über Vergangenheit plaudern
  7. Musik hören oder musizieren/singen und tanzen
  8. Werft einen Luftballon hin und her und versucht, ihn in der Luft zu halten
  9. Sitzgymnastik
  10. Memo-Karten
  11. Karten -oder Brettspiele: Ein typisches Brettspiel ist „Mensch ärgere dich nicht“. Es können auch auf Zettel Buchstaben von A bis Z geschrieben werden, welche dann gezogen werden. Dabei sind beispielsweise Blumen/Vögel/Tiere mit den gezogenen Anfangsbuchstaben zu nennen.
  12. Denkspiele: Hier werden beispielsweise Sprichwörter zur Hälfte aufgesagt und der Senior/die Seniorin muss diese beenden.
  13. Aktivierung mit Wortbedeutung: Hier kannst du Wörter je nach Aktualität besprechen.
    Zur Veranschaulichung einige Beispiele:
    Welche Dinge sind typisch im Frühling/Sommer/Herbst/Winter?
    Was hat die Farbe blau/gelb usw.?
    Welche Blumen blühen zurzeit?
  14. Biografiearbeit - nach der Vergangenheit fragen: Ältere Menschen erzählen häufig gerne von ihrer Vergangenheit. Frag einfach mal nach.
  15. Von sich selbst erzählen: Du kannst deinen Verwandten auch von dir selbst erzählen, wenn es sie interessiert. So fühlen sie sich auch in dein Leben eingebunden. Gerade fröhliche Ereignisse schaffen eine positive Stimmung.
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